Die Stadtwerke Leipzig haben bei „L-Gas pur“ und „L-Strom pur“ die Grundpreise angehoben und die Arbeitspreise abgesenkt. Insgesamt gibt es einen leicht sinkenden Preistrend. Ein Blick auf die Preisstrukturen für drei Städte zeigt, dass höhere Grundpreise einen höheren Energieverbrauch begünstigen.

 

Hauptsitz der Stadtwerke Leipzig. Foto: Stefan Schroeter

 

Zum Jahresende 2022 hatten die Stadtwerke Leipzig die Online-Tarife „L-Gas pur“ und „L-Strom pur“ eingeführt. Sie wurden nicht nur für Leipzig, sondern auch für andere Städte angeboten. Die Preise dieser Tarife waren eng an die Entwicklung der Preise auf den Energiemärkten gekoppelt und änderten sich daher zunächst sehr oft. Später kehrte etwas mehr Ruhe ein.

Der Vorteil dieser Tarife war, dass sie bald deutlich unter den hohen Grundversorgungs-Tarifen lagen. Im Februar und März sanken sie sogar unter die Grenzwerte für die Energiepreisbremsen der Bundesregierung.

Dabei waren die Preisstrukturen für einzelne Städte sehr unterschiedlich. Leipzig hatte einen günstigen Grundpreis für Gas, Rostock für Strom. In Köln war der Strom-Arbeitspreis nicht so hoch, dafür aber der Strom-Grundpreis.

Die Stadtwerke Leipzig erklärten diese unterschiedlichen Preisstrukturen damit, dass in den jeweiligen Städten die Netzentgelte der dort zuständigen Verteilnetzbetreiber wirken. Diese Netzentgelte sind von Netzbetreiber zu Netzbetreiber unterschiedlich hoch. Sie fließen in den Preis der Endkunden ein und bewirken die Preisunterschiede.

 

Gas-Arbeitspreise sinken, Grundpreise steigen

Seitdem gab es bei den Gas-Arbeitspreisen einen deutlich erkennbaren Abwärtstrend mit kurzzeitigen Ausschlägen nach oben. So lag der Gas-Arbeitspreis für Leipzig im März noch zeitweise bei 10,42 Cent, stieg dann im April auf 11,49 Cent und sank zuletzt auf 9,21 Cent ab.

Bei einer etwas genaueren Betrachtung zeigt sich jetzt allerdings auch, dass gleichzeitig die Grundpreise von „L-Gas pur“ stark angestiegen sind. So lag der Jahres-Grundpreis für Leipzig im März noch bei 59 Euro, stieg im Juni auf 72 Euro und zuletzt auf 108 Euro. Das ist fast eine Verdoppelung seit März.

Für die anderen beiden Städte gab es ebenfalls starke Steigerungen beim Jahres-Grundpreis für Gas: In Rostock von 92 auf 141 Euro und in Köln von 95 auf 144 Euro.

In der Gesamtrechnung mit den gesunkenen Arbeitspreisen ist dabei dennoch ein leicht sinkender Preistrend zu beobachten.

So ergibt sich für einen Leipziger Haushalt mit einem jährlichen Gasverbrauch von 8.000 kWh ein Jahres-Gesamtpreis von 845 Euro. Das sind 48 Euro weniger, als mit dem Preisstand vom März (893 Euro) fällig gewesen wären.

Bei einem jährlichen Gasverbrauch von 14.000 kWh kommt ein Jahres-Gesamtpreis von 1.397 Euro zustande. Das sind 121 Euro weniger als beim März-Preis (1.518 Euro).

 

Gesamt-Jahrespreise sinken leicht

Es zeigt sich damit, dass die Stadtwerke Leipzig den zunächst niedrigen Grundpreis stark anheben konnten, ohne dass dies zu höheren Gesamt-Jahrespreisen für ihre Kunden geführt hätte. Die sinkenden Arbeitspreise machten es sogar möglich, dass die Gesamt-Jahrespreise weiter zurückgingen.

Bei der Belieferung in Rostock und Köln mit „L-Gas pur“ gibt es einen ähnlichen Preistrend. Hier sind die Grundpreise ebenfalls stark gestiegen und liegen weiter jeweils deutlich über dem Grundpreis für Leipzig. Der gesunkene Arbeitspreis ist in Rostock mit 9,50 Cent etwas höher und in Köln mit 9,00 Cent etwas niedriger als in Leipzig.

Doch aus welchen Gründen haben die Stadtwerke Leipzig die Grundpreise von „L-Gas pur“ seit April so stark angehoben? Dazu teilt das Unternehmen mit:

„Die Leipziger Stadtwerke haben die Preisstruktur an den Wettbewerb angepasst. Konkret bedeutet dies, dass wir den AP im L-Gas.pur deutlich senken konnten. Gleichzeitig erfolgte beim Grundpreis eine Anpassung, orientiert am Wettbewerbsniveau, und unter Berücksichtigung der tatsächlichen Kostenstruktur. Die Anpassung des Grundpreises fiel im Gas deutlicher aus als im Strom.
Wir bieten mit den Strom- und Gas- Pur-Tarifen unseren Kunden ein attraktives Preisniveau und sind damit stabil im Wettbewerb.“

 

Kleinere Veränderungen beim Stromprodukt

Bei „L-Strom pur“ haben sich die Grund- und Arbeitspreise ebenfalls gegenläufig entwickelt, wenn auch mit wesentlich kleineren Veränderungen. Für Leipziger Kunden ist der Jahres-Grundpreis seit März um 3 Euro auf 161 Euro gestiegen. Der Arbeitspreis lag im März bei 31,37 Cent pro Kilowattstunde und ging bis heute auf 29,80 Cent zurück.

Das ergibt insgesamt einen leicht sinkenden Trend: Für einen Haushalt mit einem jährlichen Stromverbrauch von 1.200 kWh errechnet sich derzeit ein Jahres-Gesamtpreis von 519 Euro. Das sind 15 Euro oder drei Prozent weniger, als mit dem Preisstand vom März (534 Euro) fällig gewesen wären.

Bei einem jährlichen Stromverbrauch von 3.000 kWh ergibt sich ein Jahres-Gesamtpreis von 1.055 Euro. Das sind 44 Euro oder vier Prozent weniger als beim März-Preis (1.099 Euro).

 

Stromspar-Tarif für Rostock

Bei „L-Strom pur“ gibt es für die Belieferung in Rostock und Köln deutlich andere Preisstrukturen als in Leipzig. Damit wirken sich auch die Preisänderungen der letzten Monate ziemlich unterschiedlich aus.

In Rostock ist der Jahres-Grundpreis zwar auch um drei Euro gestiegen, bleibt mit 97 Euro aber immer noch deutlich niedriger als in Leipzig. Der Arbeitspreis, der im März mit 38,91 Cent noch ziemlich hoch war, ist kräftig auf 31,54 Cent gesunken.

Damit ist in Rostock eine Preisstruktur entstanden, die im Vergleich zu Leipzig einen deutlich niedrigeren Grundpreis und einen etwas höheren Arbeitspreis aufweist. Sie wirkt sich günstig für Kunden mit niedrigem Verbrauch aus: Wer 1.200 kWh im Jahr verbraucht, zahlt insgesamt 475 Euro dafür. Das sind 43 Euro weniger als in Leipzig. Der Rostocker Tarif belohnt es also durch seine Preisstruktur, Strom zu sparen.

Rostocker Kunden mit höherem Verbrauch müssen bei „L-Strom pur“ dagegen etwas tiefer in die Tasche greifen: Bei einem Jahresverbrauch von 5.000 kWh werden 1.674 Euro fällig. Das sind 23 Euro mehr als in Leipzig.

 

Vielverbrauchs-Tarif in Köln

In Köln ist der zuvor schon hohe Jahres-Grundpreis nun um ebenfalls drei Euro auf 220 Euro gestiegen. Der Arbeitspreis sank dagegen deutlich auf 28,31 Cent und ist damit im Vergleich der drei Städte am günstigsten.

Die Kölner Preisstruktur wirkt sich vergleichsweise ungünstig für kleinere Verbraucher und günstig für größere Verbraucher aus: Bei einem Jahresverbrauch von 1.200 kWh liegt der Gesamtpreis bei 557 Euro. Das sind 39 Euro mehr als in Leipzig und sogar 81 Euro mehr als in Rostock.

Erst bei einem Jahresverbrauch von 4.000 kWh liegt die Kölner Jahresrechnung mit 1.350 Euro etwa gleichauf mit den Rechnungen in Leipzig und Rostock. Bei noch größerem Stromverbrauch gibt es dann Vorteile in Köln.

Ein bemerkenswertes Ergebnis dieser Strompreis-Betrachtungen ist, dass der Grundpreis in Köln mehr als doppelt so hoch ausfällt wie in Rostock. Der Arbeitspreis ist dagegen deutlich günstiger.

Wie ist es möglich, in den einzelnen Städten den Arbeitspreis jeweils umgekehrt proportional zum Grundpreis anzubieten? Das Unternehmen teilt dazu mit:

„Je nach Netzgebiet werden unterschiedliche Netzentgelte fällig. Diese spiegeln sich im Preis wider und dementsprechend kommt es in den oben genannten Städten zu unterschiedlichen Preiseffekten.“

 

 

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