Bilanzbericht: Die Netzgesellschaft konnte höhere Erlösobergrenzen ausschöpfen und viel mehr Geld als bisher an die Stadtwerke überweisen. Zu den größeren Gewinnfaktoren zählen vermutlich auch eine günstige Preisentwicklung im Großhandel und eine neue Strompreis-Struktur.

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Das Gas- und Dampfturbinen-Heizkraftwerk der Stadtwerke an der Eutritzscher Straße nutzt Erdgas als Brennstoff, um Strom und Fernwärme zu erzeugen. Foto: Stefan Schroeter


Die SWL Stadtwerke Leipzig haben ihren Nettogewinn weiter deutlich angehoben. Für das vergangene Geschäftsjahr 2019 weisen sie 67,4 Mio. Euro Gewinn nach Steuern aus. Das sind 8 Mio. Euro mehr als im Jahr zuvor und 13 Mio. Euro mehr als vor zwei Jahren. SWL erwirtschaftet regelmäßig hohe Gewinne, die traditionell vollständig an die stadteigene Muttergesellschaft LVV Leipziger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft ausgeschüttet werden. LVV gleicht damit überwiegend die Verluste der LVB Leipziger Verkehrsbetriebe aus.

 

Die stadteigenen Unternehmen der LVV-Gruppe stellten ihre Geschäftsergebnisse diesmal nicht auf einer Pressekonferenz vor, sondern beschränkten sich auf den Versand einer knappen Pressemitteilung für alle vier Unternehmen. Sie erreichte zunächst nicht alle Journalisten, die in den Vorjahren noch regelmäßig informiert worden waren.

 

Aus dem online verfügbaren SWL-Jahresabschluss 2019 und aus LVV-Auskünften geht hervor, dass der Gewinnanstieg der Stadtwerke vor allem durch eine Gewinnexplosion bei der Tochtergesellschaft Netz Leipzig möglich wurde. Netz Leipzig betreibt die staatlich regulierten Strom- und Gasnetze in der Stadt und profitierte stark davon, dass die Bundesnetzagentur ihr höhere Erlösobergrenzen genehmigt hatte. Die Erlösobergrenzen wirken sich auf die Netzentgelte aus, die Netzbetreiber von Strom- und Gaslieferanten verlangen können. Bezahlt werden die Netzentgelte letzten Endes von den Strom- und Gaskunden.

 

Einige Formulierungen im Jahresabschluss lassen die Vermutung zu, dass die Stadtwerke auch erheblich von einer günstigen Preisentwicklung im Großhandel mit Strom und Gas profitieren konnten. In einem gewissen Widerspruch dazu steht die Tatsache, dass SWL zum Jahresbeginn 2019 eine neue Strompreis-Struktur eingeführt hatte, die zu höheren Preisen für Kleinverbraucher führte.

 

Diese neue Struktur hatte SWL im Herbst 2018 unter anderem mit steigenden Großhandelspreisen begründet. Im Geschäftsjahr 2019 brachte sie dem Unternehmen wahrscheinlich einen Umsatzanstieg von 2,1 Mio. Euro im Endkundenmarkt Strom ein, obwohl dort die Absatzmengen gesunken waren.