Hochrechnungen zufolge haben sächsische Solar- und Windenergieanlagen im Jahr 2019 deutlich mehr Strom als zuvor ins Netz gespeist. Im bundesweiten Vergleich liegt Sachsen allerdings weit zurück. Und der Windenergie-Ausbau wird immer schwieriger.

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Windpark südlich von Leipzig. Archivfoto 2017: Stefan Schroeter


Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien in Sachsen dürfte im vergangenen Jahr 2019 deutlich gewachsen sein. Das geht aus Hochrechnungen des Döbelner Klimaschutz- und Ökostrom-Experten Hans-Jürgen Schlegel hervor. Demnach lieferten Sonne, Wind und andere erneuerbare Energien im Jahr 2019 eine Strommenge von 6.365 Gigawattstunden. Das entspricht einer Steigerung von neun Prozent.

 

Schlegel führt dies vor allem auf eine größere Windstrom-Produktion zurück. Sie wurde zum einen von günstigen Windverhältnissen ermöglicht. Zum anderen war zum Jahresende 2018 der Windpark Riesa-Mautitz mit sieben besonders produktiven Anlagen der 3,6-Megawatt-Klasse in Betrieb gegangen. Er konnte im Folgejahr schon viel Windstrom liefern. Auch die Fotovoltaik-Anlagen speisten nach seiner Hochrechnung mehr Strom ins Netz, weil es im Jahr 2019 viel Sonnenschein gab und neue Anlagen in Betrieb gingen.

 

Das sächsische Ökostrom-Wachstum erfolgt allerdings weiterhin auf einem sehr niedrigen Niveau. Das zeigen die vorläufigen Zahlen, die das Statistische Landesamt bisher für das Jahr 2018 vorgelegt hat. Damals wurden in Sachsen 5.840 GWh Ökostrom produziert, mit denen ein Anteil von 22,2 Prozent des landesweiten Brutto-Stromverbrauchs gedeckt werden konnte. Zum Vergleich: Bundesweit lag dieser Anteil im Jahr 2018 bereits bei 38,2 %. Für das Jahr 2019 liegen noch keine Zahlen des Statistischen Landesamts vor.

 

Die größten Möglichkeiten für einen Ausbau der sächsischen Ökostrom-Erzeugung sieht Schlegel bei der Wind- und Solarenergie, die bisher schon zwei Drittel der Mengen produzieren. Vor allem die Windenergie stößt aber auch auf große Widerstände bei Anwohnern und Genehmigungsbehörden. Der Bau neuer Anlagen wird so immer wieder stark ausgebremst: Gingen im Jahr 2018 noch 17 neue WEA mit einer gesamten Spitzenleistung von 55,45 MW in Betrieb, waren es 2019 nur noch 5 WEA mit 16 MW. Dabei gab es im Landesdirektions-Bereich Leipzig gar keinen Neubau mehr.

 

Für das laufende Jahr 2020 sind die Aussichten sogar noch schlechter. Bisher sind nur zwei WEA mit insgesamt 5,6 MW in der Chemnitzer Region in Betrieb gegangen. Der Döbelner Experte rechnet nicht damit, dass es bis zum Jahresende noch weitere Neubauten geben wird. Einige Investoren verfügten zwar über wenige Genehmigungen, die aber frühestens im nächsten Jahr 2021 realisiert werden könnten, berichtet er. Die aktuelle Gesamtzahl der sächsischen WEA beziffert er mit 896 Anlagen, ihre Gesamtleistung mit 1.274 MW.