Die Energierechnung für kleine Strom- und Gasverbraucher wächst ab Januar 2019 erneut spürbar an. Für Haushalts- und Gewerbekunden mit besonders hohem Verbrauch wird es dagegen billiger. Einen Widerspruch zum Klimaschutz sehen die Stadtwerke darin nicht.

Europahaus Blick gross

Blick auf die Stadt aus dem Stadtwerke-Hauptsitz im Europahaus. Foto: Stefan Schroeter


Die SWL Stadtwerke Leipzig setzen den Umbau ihrer Energietarife ab Januar 2019 fort. Dabei heben sie die Grundpreise für Strom und Gas wie schon im Vorjahr weiter deutlich an und senken die Arbeitspreise etwas ab. Das Ergebnis ist jeweils, dass die Energierechnung für Kleinverbraucher erneut spürbar ansteigt. Für Haushalts- und Gewerbekunden mit besonders hohem Verbrauch können sich dagegen sogar wieder Vorteile ergeben.

 

Der Preisumbau führt in der Strom-Grundversorgung dazu, dass ein kleiner Haushaltskunde mit 1.000 Kilowattstunden Jahresverbrauch nun 16,24 Euro mehr zahlen muss. Bei Kunden, die mehr Strom verbrauchen, wird der Preisaufschlag geringer. Aber erst bei einem Jahresverbrauch von 4.866 kWh stellt sich ein neutrales Ergebnis ein. Wer noch mehr verbraucht, zahlt künftig weniger als jetzt. Das sind gute Nachrichten für Großfamilien und Gewerbebetriebe, aber wohl auch für Wohlstands-Haushalte mit vielen stromfressenden Elektrogeräten. Es sind schlechte Nachrichten für die meisten Leipziger Haushalte, die eher klein sind, deutlich weniger Strom verbrauchen und deshalb nun wieder mehr bezahlen müssen.





Leipziger Strompreis 2019




SWL-Geschäftsführer Johannes Kleinsorg begründete die Anhebung des Grundpreises am Freitag zunächst damit, dass die Energiewende zu höheren Fixkosten der Stromversorgung führe. Sie müssten im Grundpreis berücksichtigt werden. Dem gegenüber war einzuwenden, dass die Kosten für erneuerbare Energien bisher vor allem auf den Arbeitspreis für die einzelnen Kilowattstunden umgelegt worden sind. Daraufhin führte Kleinsorg an, dass ein höherer Grundpreis die tatsächliche Kostenstruktur der Stromversorgung besser abbilden könne. Darüber ist allerdings bisher nur wenig bekannt.

 

Das Argument, dass durch den Umschwung in der Preisstruktur ein finanzieller Anreiz für einen steigenden Stromverbrauch und damit ein Widerspruch zum Klimaschutz entsteht, wollte er nicht gelten lassen. Einen solchen Effekt hätten die Stadtwerke bisher nicht feststellen können.

 

Dass die Leipziger Strompreise überhaupt weiter steigen müssen, begründete der Geschäftsführer vor allem mit steigenden Großhandelspreisen für Strom. Sie wurden wiederum durch höhere Preise für die Emissionszertifikate verursacht, die Kraftwerksbetreiber für den Kohlendioxid-Ausstoß der Stromerzeugung kaufen müssen.

 

Dem gegenüber steht allerdings eine kräftige Preissenkung des vorgelagerten Netzbetreibers 50 Hertz, der seine Entgelte im Jahr 2019 um 23 Prozent reduziert. Kleinsorg zufolge sollen sich diese vorgelagerten Netzentgelte aber nur wenig auf die Leipziger Strompreise auswirken. Außerdem wies er darauf hin, dass auch zahlreiche andere Stromversorger für das kommende Jahr höhere Preise angekündigt hätten.

 

Eine Ausnahme ist dabei sicher der Schweriner Regionalversorger Wemag. Er hat für seine Stromkunden eine Preissenkung um 2,5 Prozent angekündigt. Zur Begründung nannte er, dass staatliche Umlagen und Netzentgelte gesunken sind. Dieser Kostenvorteil könne an die Kunden weitergegeben werden. Erstaunlicherweise scheint es diesen Kostenvorteil in Leipzig und anderswo nicht zu geben.

 

Höhere Grund- und niedrigere Arbeitspreise führt SWL auch in der Grundversorgung für Gas ein. Kleine Kunden, die das Gas nur zum Kochen verwenden und dabei ganze 1.000 kWh im Jahr verbrauchen, sollen deshalb nun brutto 31,92 Euro mehr bezahlen. Ein durchschnittlicher Einfamilienhaus-Halt, der 20.000 kWh Gas auch zum Heizen verbraucht, wird dagegen um 256,88 Euro entlastet. Diese Entlastung sei durch sinkende Gasnetz-Entgelte möglich geworden, sagte Kleinsorg.

 

Zum Jahresanfang führt SWL auch noch ein neues Tarifsystem für Privat- und Geschäftskunden ein. Dabei wird die Grundversorgung in Basistarif umbenannt. Günstigere Preise und Zusatzleistungen gibt es in den Bestpreis- und Plus-Tarifen. Beispielsweise können sich Plus-Kunden dafür entscheiden, dass ihnen Ökostrom aus dem sächsischen Windpark Sornzig-Ablaß bei Leisnig geliefert wird. Dort stehen zwei Windräder mit je 2,3 Megawatt Spitzenleistung, die vor zehn Jahren errichtet wurden und die SWL vor drei Jahren gekauft hatte.