In der DDR-Energiewirtschaft war Hans Sandlaß bis zum stellvertretenden Minister aufgestiegen. In seiner Autobiografie berichtet er über den flächendeckenden Einsatz von Rohbraunkohle und erste Ansätze für die Nutzung erneuerbarer Energien.

Windrad Wustrow gross

Anfang der Windkraft am Ende der DDR: Das Windrad von Wustrow. Archivfoto 2015: Stefan Schroeter


Hans Sandlaß kann sich gut vom Auto aus ansehen, was aus seiner früheren Arbeit geworden ist. Auf dem Weg von Berlin nach Leipzig fährt er unter fünf Hochspannungs-Stromleitungen durch, die in den 60er und 70er Jahren gebaut worden sind. Damals war Sandlaß als Produktionsdirektor im VEB Verbundnetz Elektroenergie für das gesamte Hochspannungs-Netz der DDR zuständig. „Die Netze wurden damals auf Teufel-komm-raus ausgebaut“, berichtete er heute auf der Leipziger Buchmesse. Langwierige Genehmigungsverfahren, Bürgerproteste und Rechtsstreits, die heute den Netzausbau prägen, gab es damals noch nicht.

 

Für die Reparaturen im Leitungsnetz entwickelten Sandlaß und seine Kollegen die damals neuartige Technik des „Arbeitens unter Spannung“. Damit mussten die Techniker die Leitungen nicht mehr abschalten, um daran arbeiten zu können. Belohnt wurde diese technische Revolution, die auch als „Schwingleiter-Methode“ bekannt ist, im Jahr 1972 mit dem Nationalpreis für Wissenschaft und Technik.

 

Diese Erfahrungen beschreibt der Ingenieur im ersten Teil seiner Autobiografie „Neue Energien für eine Welt im Wandel“, die in der Edition Bodoni erschienen ist. In einem folgenden Abschnitt geht er auf seine Zeit als stellvertretender Energieminister ab 1979 ein. Damals war er daran beteiligt, das knapper werdende Heizöl durch den flächendeckenden Einsatz von Rohbraunkohle zu ersetzen. Sandlaß bemühte sich zwar darum, die so entstehenden Umweltschäden zu begrenzen, indem er sich für den Ausbau von Kraftwärme-Kopplung, Fernwärme-Versorgung und Rauchgas-Entschwefelung einsetzte. Dennoch betrachtet er die Aktion Heizöl-Ablösung als eine persönliche Niederlage in seiner beruflichen Laufbahn.

 

In den 80er Jahren bemühte er sich darum, die Nutzung erneuerbarer Energien zu entwickeln. So entstanden im Norden der ostdeutschen Republik vier geothermische Heizzentralen, die bis heute in Betrieb sind. Im Ostseeort Wustrow ging 1989 ein Windrad mit 200 Kilowatt Spitzenleistung ans Netz, das immer noch Strom liefert. Auch ein Regierungsprogramm zur Nutzung regenerativer Energien wurde in dieser Zeit erarbeitet und vom Ministerrat beschlossen. Dann nahm die Geschichte bekanntlich einen anderen Verlauf.

 

1990 machte sich Sandlaß mit einem Ingenieurbüro selbständig, das Wind- und Wasserkraftanlagen errichtete. Heute setzt er sich dafür ein, Wasserstoff als Speichermedium für erneuerbaren Strom zu nutzen. Damit verbindet er die Hoffnung, dass die gesamte Energieversorgung auf erneuerbare Quellen umgestellt werden kann.


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