Der Erdgaskonzern erklärt seine roten Zahlen mit einem schwierigen Marktumfeld und hohen außerplanmäßigen Abschreibungen. Für die Muttergesellschaft legte er bei der Bilanz-Pressekonferenz erstmals keinen Geschäftsbericht mehr vor.


Der Erdgaskonzern VNG Verbundnetz Gas hat für das Geschäftsjahr 2015 einen deutlichen Verlust von 53 Millionen Euro ausgewiesen. Im Vorjahr hatte er noch einen Gewinn von 184 Mio. Euro verbucht. Der Umsatz der VNG-Gruppe, die neben der Muttergesellschaft auch 52 Tochterunternehmen umfasst, ging um 6 Prozent auf 9,4 Milliarden Euro zurück.

Noch größer fiel der Verlust mit 102 Mio. Euro bei der Muttergesellschaft aus, die im Vorjahr noch 224 Mio. Euro Gewinn erwirtschaftet hatte. Anders als in den Vorjahren lässt sich die Entwicklung der Muttergesellschaft allerdings nur noch sehr begrenzt nachvollziehen, da VNG bei der Bilanz-Pressekonferenz heute in Leipzig erstmals keinen Geschäftsbericht mehr für sie vorlegte.

Aus dem Gewinn der Muttergesellschaft wird in guten Jahren die Dividende für die Aktionäre gezahlt, die für 2015 allerdings ausfallen soll. Mehrheitsaktionär ist derzeit noch der Oldenburger Energiekonzern EWE, der seinen VNG-Anteil von 74 % allerdings an den Stuttgarter Energiekonzern EnBW verkaufen will. Die übrigen Aktien halten neun ostdeutsche Stadtwerke.

Den extremen Umschwung der Gewinnsituation innerhalb eines Jahres konnte VNG-Vorstandschef Karsten Heuchert krankheitsbedingt nicht selbst erklären. Finanz- und Personalvorstand Bodo Rodestock führte den Verlust der VNG-Gruppe zum einen auf das schwierige Marktumfeld zurück, das durch eine Talfahrt des Ölpreises, ein Überangebot an Erdgas und niedrige Margen geprägt sei. Zum anderen verwies er darauf, dass es in den vergangenen beiden Jahren erhebliche Einmaleffekte mit umgekehrten Vorzeichen gab. So hatte im Jahr 2014 der Verkauf der Erdgasversorgungsgesellschaft Thüringen-Sachsen viel Geld eingebracht. Im Jahr 2015 dagegen wurde das Ergebnis durch besonders hohe außerplanmäßige Abschreibungen von 114 Mio. Euro belastet, die VNG auf weniger wirtschaftlich gewordene Untergrundspeicher, Produktionsanlagen und Erkundungslizenzen vornahm.

Als wirtschaftliches Rückgrat der VNG-Gruppe bezeichnete Rodestock das Gastransport-Geschäft der Tochter Ontras, die wie bereits im Vorjahr wieder ein hohes operatives Ergebnis erzielt habe. Ontras hatte im Jahr 2014 einen Jahresüberschuss von 122 Mio. Euro erwirtschaftet. Das Ergebnis von 2015 dürfte sich in gleicher Höhe bewegen.

Der Finanz- und Personalvorstand kündigte eine Reihe von Maßnahmen an, mit denen die Ertragskraft der VNG-Gruppe wieder gestärkt werden soll. Aufgrund einer soliden Vermögens- und Finanzlage habe die Gruppe dafür die finanzielle Handlungshoheit. Zu den Maßnahmen zählt ein Personalabbau, zu dem Rodestock noch keine Zahlen nannte. Derzeit beschäftigt die VNG-Gruppe 1.441 Mitarbeiter. Für das laufende Jahr 2016 erwartet der Vorstand wieder positive Jahresergebnisse im zweistelligen Millionenbereich.


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