In dem Brandenburger Braunkohle-Großkraftwerk sollen ab Oktober 2018 zwei von sechs 500-Megawatt-Blöcken in die sogenannte Sicherheitsbereitschaft übergehen. Die Emissionsminderung, die damit verbunden ist, wird offenbar bei Vattenfall und im Bundes-Wirtschaftsministerium unterschiedlich berechnet.


Der Energiekonzern Vattenfall hat angekündigt, zwei Blöcke des Braunkohle-Großkraftwerks Jänschwalde in Brandenburg schrittweise abzuschalten. Derzeit sei geplant, Block F ab dem 1.10.2018 und Block E ein Jahr später ab dem 1.10.2019 für jeweils vier Jahre in die sogenannte Sicherheitsbereitschaft zu überführen und danach stillzulegen. Beide Blöcke verfügen über eine Netto-Stromleistung von jeweils 500 Megawatt und verursachen einen Kohlendioxid-Ausstoß von jährlich jeweils vier Millionen Tonnen. Betriebsbedingte Kündigungen von Mitarbeitern im Zusammenhang mit der Sicherheitsbereitschaft schloss Vattenfall aus.

Das Kraftwerk Jänschwalde verfügt insgesamt über sechs 500-MW-Blöcke. Im Block F war erst im November 2014 eine Pilotanlage für eine neuartige Zünd- und Stützfeuerung mit Trockenbraunkohle in Betrieb gegangen. Dass dieser Block nun stillgelegt werden soll, erklärte Vattenfall damit, dass sich die Blöcke E und F aus technischen Gründen am ehesten aus dem Kraftwerksstandort auskoppeln lassen. Die Entwicklung und Optimierung der Zünd- und Stützfeuerungs-Technologie werde bis 2018 abgeschlossen sein. Danach könne die Anlage demontiert und an einem anderen Kraftwerksblock wieder errichtet werden.

Die Stilllegung der Jänschwalder Blöcke geht auf eine Vereinbarung des Bundes-Wirtschaftsministeriums mit den Braunkohle-Kraftwerksbetreibern Mibrag, RWE und Vattenfall zurück. Danach sollen die Unternehmen ab 2016 schrittweise Braunkohle-Kraftwerksblöcke mit insgesamt 2,7 Gigawatt Stromleistung aus dem Markt nehmen und vorläufig stilllegen. Dafür erhalten sie eine Vergütung, die von den Stromkunden über die Netzentgelte bezahlt wird. RWE hatte bereits am Sonnabend angekündigt, bis 2019 fünf Blöcke der Kraftwerke Frimmersdorf, Niederaußem und Neurath mit insgesamt 1.500 MW in die Sicherheitsbereitschaft zu stellen. Gestern teilte Mibrag mit, dass das Kraftwerk Buschhaus mit 350 MW zum 1. Oktober 2016 folgen soll.

 

Zahlensalate

Die vom BMWI genannte Leistungsangabe von 2,7 GW für alle Blöcke der Sicherheitsbereitschaft deckt sich dabei nicht ganz mit den Angaben der drei Unternehmen, die zusammen 2,85 GW ergeben. Unterschiedliche Berechnungsmethoden scheint es auch für den eingesparten CO2-Ausstoß zu geben. So berichtet Vattenfall, dass die Stilllegung der beiden Jänschwalder Blöcke zu einer jährlichen Emissionsminderung von insgesamt 8 Mio. t CO2 im Jahr 2020 führen soll. Das BMWI beziffert allerdings die gesamte Emissionsminderung, die mit allen Kraftwerksblöcken der Sicherheitsbereitschaft im Jahr 2020 erreicht wird, nur auf 11 bis 12,5 Mio. t CO2. Das würde bedeuten, dass allein Vattenfall mit knapp einem Drittel der stillzulegenden Kraftwerksleistung mit drei Vierteln zur Emissionsminderung beitragen würde – und ist sehr unwahrscheinlich. Eher anzunehmen ist, dass das Ministerium die Minderungsmengen der Kraftwerksblöcke nicht voll angerechnet hat.

Insgesamt verfügt Vattenfall in Brandenburg und Sachsen über Kraftwerke mit 8.000 MW, die im Jahr 2014 eine CO2-Menge von insgesamt 60 Mio. t ausgestoßen haben. Der schwedische Energiekonzern will sich von seinen deutschen Braunkohlekraftwerken und -tagebauen trennen und hat den Verkaufsprozess eingeleitet. Interessenten dafür gibt es vor allem in Tschechien: Zu ihnen gehören der Energie- und Industriekonzern EPH Energetický a průmyslový holding, der gemeinsam mit der Finanzinvestoren-Gruppe PPF auftritt, und der Stromkonzern ČEZ. Außerdem hat Greenpeace Nordic ein Gebot für Vattenfalls Braunkohlegeschäft angekündigt, um die Kraftwerke und Tagebaue bis 2030 stilllegen zu können. Der Konzern selbst geht derzeit davon aus, den neuen Eigentümer in der ersten Jahreshälfte 2016 präsentieren zu können.


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