Die Ökostrom-Tochtergesellschaft des RWE-Konzerns baut neue Windkraftanlagen bei Gdansk und Poznan. Durch die weit fortgeschrittene Parlamentsarbeit am ersten polnischen Ökostrom-Einspeisegesetz gibt es bis Jahresende ausreichend Investitionssicherheit.

Der deutsche Energiekonzern RWE erweitert seinen polnischen Windpark Nowy Staw nahe der Ostseestadt Gdansk (Danzig). Am Montag hätten die Bauarbeiten zur Errichtung von 14 Windkraftanlagen begonnen, teilte die Ökostrom-Tochtergesellschaft RWE Innogy mit. Die Anlagen des Herstellers Senvion sollen über eine Spitzenleistung von jeweils zwei Megawatt verfügen. 

Damit wird der Windpark Nowy Staw, den RWE Innogy seit dem Jahr 2013 betreibt, von bisher 45 MW auf 73 MW installierter Spitzenleistung ausgebaut. Die vollständige Inbetriebnahme ist für das Jahresende geplant. Nowy Staw habe sich als „hervorragender Windstandort“ bewährt, teilte das Unternehmen weiter mit. Die bestehenden Anlagen hätten im letzten Jahr über 120.000 Megawattstunden Strom erzeugt und damit die Planungen sogar übertroffen.

Darüber hinaus baut RWE Innogy in Opalenica bei Poznan (Posen) seit Anfang Januar sieben Windkraftanlagen des Herstellers Nordex auf. Sie verfügen über eine Spitzenleistung von jeweils 2,4 MW. Die vollständige Inbetriebnahme dieses Windparks ist ebenfalls für Ende 2015 vorgesehen.

Derzeit betreibt das Unternehmen sechs Festland-Windparks in Polen mit einer installierten Spitzenleistung von insgesamt 197 MW. Neben Nowy Staw zählen dazu die Windparks Krzecin und Tychowo, die sich in Westpommern befinden. Die Windparks Suwalki, Piecki und Taciewo liegen nebeneinander in Podlachien, im Nordosten von Polen.


Politische Rahmenbedingungen

Den weiteren Ausbau der Festland-Windparks in Polen begründete RWE Innogy damit, dass es nun Klarheit über die politischen Rahmenbedingungen gebe. Der Entwurf des ersten polnischen EEG Erneuerbare Energien Gesetzes sei in der vergangenen Woche vom Senat an das Parlament zurückgesandt worden, teilte das Unternehmen auf Anfrage mit. Nach einer abschließenden Beratung stehe damit der Unterzeichnung des Gesetzes durch den Präsidenten nichts mehr im Wege.

Der polnische EEG-Entwurf sieht RWE Innogy zufolge vor, dass die Betreiber von neuen Ökostrom-Kraftwerken in 15 Betriebsjahren feste Einspeisevergütungen für den produzierten Strom erhalten. Die Höhe dieser Einspeisevergütungen soll in Auktionen ermittelt werden, wie es sie bereits in Italien, England und den Niederlanden gibt. Das Gesetz wird voraussichtlich überwiegend zum Jahresbeginn 2016 in Kraft treten. Die Betreiber von Bestandsanlagen, die den Strom erstmals noch bis Ende 2015 in das Netz einspeisen, werden die Wahl zwischen den alten Förderbedingungen oder dem neuen Modell haben. Damit herrscht nach Einschätzung von RWE Innogy eine ausreichende Investitionssicherheit für die Projekte, die 2015 noch in Betrieb gehen.

Bislang wurde die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien in Polen über ein System „grüner Zertifikate“ unterstützt. Dabei sind Stromanbieter dazu verpflichtet, einen bestimmten Prozentsatz des Stroms auf Basis erneuerbarer Energien anzubieten. Diese Verpflichtung können sie erfüllen, indem sie „grüne Zertifikate“ bei Ökostrom-Produzenten einkaufen. Nach Auskunft von RWE Innogy konnten Windpark-Betreiber so im letzten Jahr eine Megawattstunde Windstrom einschließlich grünem Zertifikat für 80 bis 100 Euro verkaufen.


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